Unser erster Sommer an der Ostsee geht seinem Ende entgegen. Wir haben ihn sehr genossen, mit all seinen Facetten, die er zu bieten hatte. Klar gehörte ein Besuch der Hanse Sail dazu. Wir fuhren mit dem Dreimaster Albert Johannes vom Stadthafen hinaus auf die Ostsee – gemeinsam mit den vielen anderen Segelbooten ein ganz besonderes Erlebnis. Das wird hoffentlich nicht unser letzter Sail-Besuch gewesen sein.
Im kommenden Jahr würden wir gerne unsere Tochter mitnehmen, den Termin hat sie schon vorgemerkt. Unseren Garten haben wir mit blühenden Blumen freundlich verändert. Auf mich trifft der Satz zu, dass man erst wirklich zu Hause ist, wenn man in der neuen Erde gebuddelt hat. So sind wir nun mit der Scholle verwachsen und beim Feierabend-Getränk in der sonnigen Gartenecke gingen so manche Gedanken zurück an die Anfänge: Zwei Wochen im Oktober, die ich ohne Telefon oder Internetanschluss in Börgerende verbrachte. Meine Handyrechnung erreichte schwindelerregende Summen, meinem Mann, der derweil unser Haus im Münsterland zur Vermietung herrichtete, ging es nicht anders.
Die Tochter studierte in Paris, der Mann arbeitete im Münsterland und ich fühlte mich von allem abgeschnitten. Zum Glück war Hund Findus bei mir. Als Mischung zwischen Labrador und Golden
Retriever genoss er den milden Herbst und sein tägliches Bad in der Ostsee. Mehrfach musste er allerdings allein in unserer Wohnung ausharren. Drei Mal suchte ich unseren Telefon- und
Internet-Anbieter in der Rostocker Innenstadt auf, um endlich alle Anschlüsse zu erhalten, die wir schon im August in Auftrag gegeben hatten. Endlich erschien ein Mitarbeiter der Firma bei mir,
trabte mit seinem Kollegen zwei Mal quer durch alle Zimmer, um mir dann mitzuteilen, es lägen keine Kabel, ich bräuchte einen Elektriker, so gehe das alles nicht. Mit der Weigerung, mir seinen
Namen zu nennen, ließ er mich in der Haustür stehen. Meine Verzweiflung war grenzenlos. Es hatte doch schon ein Telefon hier gegeben, warum sollte es nun nicht mehr gehen? Endlose
Handy-Gespräche, Beschwerden und schließlich ein freundlicher und fachkundiger Mitarbeiter des Unternehmens, der mir alle Technik zugänglich machte.
Das erste Telefonat mit meiner Tochter in Paris glich einem Fest und dauerte mehr als eine Stunde. Die Mails, die rekonstruiert werden konnten, galt es zu beantworten, und ich genoss meinen
Anschluss an das Internet-Zeitalter, in dem ich nun auch in Börgerende angekommen war.
Hildegard Selle
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